Bosnier schrieb am 19.03.2007 um 19:54:55:Also, ich kann bis zur Rente so weiter arbeiten, bekomme NIE
NE bzw. werde nie ausreichend integriert? Frage , warum sollte ich dann arbeiten und dafür diskriminiert zu werden ( im Vergleich zu den anderen die z.B. auch nur Vollzeit arbeiten, aber Aufgrund höheren Stundenlöhnen verdienen mehr als ich und bekommen
NE ohne Probleme). Bin ich jetzt nicht benachteiligt oder bilde ich mir das nur ein ? Also doch nur für Gutverdiener
. Ungerechtigkeiten kann man nicht einfach mit Gesetzen rechtfertigen, es gab in der Geschichte viele Gesetze, die diskriminierend und ungerecht waren.
Hallo Bosnier -
1.
Jemand, der sich redlich und legal bemüht, die Sicherung seines Lebensunterhalts zu bewerkstelligen und sich hier ansonsten gesetzestreu verhält und entsprechend der Verfassung der BRD lebt, ist für mich und viele Leute, die ich kenne und auch solche, die ich nicht kenne, kein Integrationsmuffel (um auf den Betreff dieses Threads zurückzukommen). Im Gegenteil - m.E. ist es sehr hoch zu würdigen, dass derjenige sich trotz schwieriger und manchmal frustrierender Bedingungen fortgesetzt so engagiert.
Dafür, dass bei Ausübung eines Vollzeitjobs das Einkommen nicht ausreicht, eine
NE zu erhalten kannst Du nichts. Dass Du arbeitest, ist unter anderem Dein Dir möglicher Beitrag zum Gemeinwohl und zur Entlastung der Gesellschaft in der Du lebst - sieh das so und sei stolz darauf. (das meine ich ganz ernst!!!)
2.
Über den Unterschied von Recht (Gesetz) und Gerechtigkeit lässt sich sicher trefflich streiten, es nutzt nur bezogen auf eine konkrete Situation nichts. Das ist mitunter bitter sogar sehr bitter, gilt aber für viele Bereiche.
Um beim Ausländerrecht zu bleiben - da fragen sich zum Beispiel mit Blick auf die Bleiberechtsregelung viele, warum gerade der und kein anderer Stichtag gewählt wurde und man einem doch gerade mal vier oder sechs Wochen fehlen, um das Kriterium der Aufenthaltszeit von 6 bzw. 8 Jahren zu erfüllen. - Gerecht finden die das nicht.
Um das für das Sozialrecht deutlich zu machen: Nicht wenige arbeiten in Deutschland in Vollzeit zu so niedrigen Löhnen, dass sie dennoch auf ALGII angewiesen sind - Bis auf einen Teil, der als Selbstbehalt akzeptiert und nicht auf die Leistung, die bezogen wird, angerechnet wird, arbeiten die faktisch "für die Arbeitsagentur" - auch das wird ganz sicher nicht als gerecht empfunden.
3.
Ob alles, was das Ausländerrecht vorsieht und regelt integrationspolitisch sinnvoll oder hinreichend ausgereift ist, ist sicher genauso ein Streitpunkt. Ich kann nur aus Erfahrung sagen, dass es viele ABHs gibt, die wirkliches Integrationsbemühen (siehe oben) sehr genau wahrnehmen und auch bestrebt sind, dies so weit gehend wie möglich zu würdigen. Dabei sind sie an die Gesetze gebunden, dafür können sie nichts, und sie können die Gesetze auch nicht ändern. (Die Herzen mancher Sachbearbeiter schlagen mitunter durchaus etwas anders als der Gesetzestext es ihnen "erlaubt" bzw. zulässt
- davon kenne ich sogar welche ...)
Ergo:
Bei allem Frust nutzt es nicht, die Diskussion über einen Fall wie Deinen emotionalisiert zu führen. - Versuche zu verstehen, dass das, was Du beklagst, nicht gegen Deine Person gerichtet ist. Und versuche, im Ergebnis dessen, was Du nicht als gerecht empfindest und was vielleicht auch nicht wirklich gerecht ist, nicht zu resignieren oder das Gegenteil von dem zu tun, was Du bisher getan hast. Damit würdest Du Dir letztlich nur selbst schaden, und das ist wünsche ich Dir nicht und das ist es auch nicht wert.
=schweitzer=