mal aus der anderen Sicht geplaudert:
Wie viel Prozent der Antragsteller auf FZ eine gleichzeitige Ehegattenbefragung erleben, hängt ganz stark vom Land ab. In den Ländern "ohne Migrationsdruck" ist der Verdacht einer Scheinehe schlichtweg absurd - also dürfte dort (z.B. Australien oder so) bestensfalls 1 Prozent der Antragsteller "unter Verdacht geraten". Anders sieht es in den Ländern aus, aus denen viele "Wirtschaftsflüchtlinge" kommen und wo z.B. in Internetforen
lebhaft diskutiert wird, wie man am leichtesten an ein Aufenthaltsrecht gelangt - z.B. über eine Eheschließung oder "noch besser", indem man ein Kind macht (die armen Kinder. nach einigen Jahren sind sie dann doch "vaterlos"). Eine Quote zu schätzen fällt mir schwer, aber der Anteil an "vermuteten Scheinehen" ist eben höher, und dementsprechend die Zahl der Befragungen.
Fragebögen: Es gibt viele verschiedene (und das ist gut so), insofern ist es müßig, sich auf alle Fragen vorbereiten zu wollen. Es gibt gute und schlechte. Schlechte sind solche, die die Besonderheiten des Landes außer acht lassen. Beispiel: Nach dem Geburtsdatum des Partners fragen, wenn Datumsangaben in dem Land keine Rolle spielen. Oder nach "besonderen körperlichen Merkmalen" fragen in Ländern, in denen der Körper der Frau in der Öffentlichkeit nicht gezeigt wird (kein muslimischer Mann wird angeben, dass seine Frau eine Blinddarmnarbe hat - die deutsche Frau hat damit kein Problem.).
Egal ob Bogen gut oder Bogen schlecht, beide Behörden verwenden denselben. Wurde nicht derselbe verwendet, dann können zur Auswertung grundsätzlich nur die Fragen herangezogen werden, die in beiden Bögen zufälligerweise standen. Es sei denn die Antwort auf alle anderen Fragen lautete stets "ich weiß nicht".
Bei der Auswertung spielen die Anzahl "ich weiß nicht" und die Unterschiede in den Antworten eine Rolle, vor dem Hintergrund der kulturellen Besonderheiten, aber auch des persönlichen Eindrucks (wenn der ASt vergessen hat, wann seine eigenen Eltern geboren sind, verwundert es dann auch nicht, wenn er die Geburtsdaten des Partners nicht weiß.)
Wichtig ist auf jeden Fall, dass man die Wahrheit sagt. Es ist besser zuzugeben, dass man die Antwort nicht kennt, als sich etwas auszudenken. Auch eine schematische Vorbereitung auf die Befragung bringt nicht viel. Die Nervosität bewirkt, dass so manches Konstrukt zusammenfällt. Und der Befragende spürt, wenn Antworten vorbereitet wurden, denn die Antworten kommen "künstlich". Auch in den Protokollen wird es deutlich, wenn Partner sich abgesprochen haben, welche Antwort sie auf welche Frage geben wollen.
Wenn man eine Frage nicht beantworten kann, kann man versuchen, "Ersatzantwort zu geben" (ohne allerdings vom Thema abzuweichen!). Beispiel: Wie heißen die Eltern Ihrer Frau? Keine Ahnung, aber ich kann sie optisch beschreiben, ich kenne Beruf, Hobbies, beim ersten Treffen haben sie folgendes erzählt... meine Frau hat mir erzählt, dass sie gern/nicht gern.... Was auch immer man "ersatzweise" von sich gibt: es sollte verdeutlichen, dass man "tatsächlich erlebtes" wiedergibt.
Die Feststellung ob Scheinehe oder nicht, ergibt sich nicht bloß als Summe der Widersprüche. Sondern "der Eindruck" machts, der durch "Argumente" untermauert wird. Die Befragung spielt dabei auch eine Rolle, aber keine ausschließliche.
Letztlich ist es gar nicht so einfach, eine Scheinehe "gerichtsfest" zu begründen, auch wenn die Visastelle überzeugt ist, dass die Ehe "zum Schein" geschlossen wurde.
Insofern: einfach abwarten und Tee trinken. Dass das Visumverfahren Monate dauern kann, dürfte ja inzwischen hinlänglich bekannt sein.
Und auch wenn's ganz schön weh tut (und ich bestimmt gleich gesteinigt werde): Falls die Behörden zum Ergebnis kommen "es ist eine Scheinehe", dann vielleicht doch mal in sich gehen, ob man nicht die rosarote Brille aufhat? So mancher deutscher Partner hing schon heulend an meinem Telefon, weil ihm im Laufe des Visumverfahrens so manches klar geworden ist, was ihm/ihr besser vorher mal aufgefallen wäre...