Zitat:Ich jedenfalls habe mehrfach die Erfahrung gemacht, dass die Imame, die wir um eine religiöse Heirat gebeten haben, dies abgelehnt haben, da ich nicht dem islamischen Glauben angehöre.
Da ich auch nicht konvertieren möchte, sind wir weiterhin auf der Suche nach einem etwas offenerem Imam, denn ich habe gelesen, dass es für einen "islamischen Segen" nicht nötig ist, die Glaubensrichtung zu wechseln.
Hallo Mia!
Vielleicht hilft dir das bei deiner Suche nach einem offenen Imam. Es ist der Bericht über eine Sendung des ZDF.
http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/28/0,1872,2010556,00.html 37 Grad
Zwischen den Welten
Ein Imam aus Mannheim
Bekir Alboga lächelt die Besucher an. Die Deutschen schütteln verlegen mit dem Kopf. Einen islamischen Vorbeter haben sie sich ganz anders vorgestellt. Mit langem Bart oder vielleicht einem Turban auf dem Kopf.
Bekir Alboga mit seinem jungenhaften Charme erinnert so gar nicht an eine muslimischen Geistlichen. Der 39-jährige Türke ist stellvertretender Imam in der größten Moschee Deutschlands in Mannheim. Er kam vor 22 Jahren nach Deutschland zu seinen Eltern. Er studierte Islamwissenschaft und Publizistik. Heute ist er verheiratet und hat drei Kinder. Seine Frau Serap arbeitet als Autorin und schreibt für türkische Zeitungen. Bekir Alboga versteht sich als Mittler zwischen den Welten, zwischen Muslimen und Deutschen. Er hat eine Vision. Den Traum von einer gläsernen Moschee, einem Gotteshaus, das für jeden offen ist. Egal, welcher Religion er angehört.
Den gleichen Gott
Jeden Tag führt er Deutsche durch die Moschee, lässt sie beim Gebet zuschauen, beantwortet ihre Fragen und trinkt Tee mit ihnen. Er will Christen, Muslime, Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammenführen. "Sie alle haben einen einzigen Gott", predigt er. Mit seinem Religionsverständnis ist er für viele unbequem. Einige Muslime zweifeln, dass seine liberale Überzeugung in der islamischen Welt ankommt. Er verheiratet zum Beispiel Christen und Muslime miteinander, was viele Imame ablehnen. Auf solch einer Hochzeit fordert er den muslimischen Ehemann dann immer auf, seiner christlichen Frau nicht seine Religion aufzudrücken.
Konflikte abbauen
Bekir Alboga wandert auf einem schmalen Grat. Auf der einen Seite will er von den Deutschen verstanden werden, auf der anderen Seite darf er das Vertrauen seiner Glaubensbrüder nicht verspielen. Als in seinem Wohngebiet ein Konflikt zwischen Deutschen und Muslimen seiner Gemeinde ausbricht, versucht er zu vermitteln. Gemeinsam mit seinem Freund, einem evangelischen Pfarrer, entschärft er die Situation. Er glaubt, dass seine Vision von einer gläsernen Moschee Zukunft hat.
Der Iman
Imam bedeutet im Koran soviel wie Vorbild oder Führer. Er gilt als geistiger Nachfolger des Propheten Mohammed. Er handelt in dessen Namen. Der Imam leitet den Gottesdienst in der Moschee. Er ist Vorbeter und auserwählt, die Gläubigen während des Gebets zu führen. Nach der Überlieferung kennt er die göttlichen Gesetze ganz genau und erklärt sie den Menschen. Die Muslime sollen den Riten, die der Imam während der Gottesdienstes vorgibt, folgen. Zum Beispiel, wenn er sich verbeugt, sollen die Betenden sich ebenfalls verbeugen. Wenn er Gott dankt, sollen sich die Gläubigen ebenfalls bei Gott bedanken.
Koran auswendig können
Bei den Schiiten steht der Imam sogar einer gesamten islamischen Gemeinde vor. Nach der reinen Lehre werden der Titel Imam und das Wissen vererbt, das heißt durch den Vater weitergegeben. Diese Regel gilt heute aber nicht mehr überall. Die Technik des Gebets muss beherrscht werden. Der Vorbeter muss den Koran auswendig und auf Arabisch vortragen können. Der Imam gilt als der alleinige Kenner der mystischen Seite des Islams und ist als einziger befähigt, den Koran und sein Recht verbindlich auszulegen.
Nicht alle fundamentalistisch
Bei den Sunniten wie in der Türkei haben Imame versucht, politisch Einfluss zu nehmen. Die Regierung hat deshalb in den vergangenen Jahren nicht zuletzt auch auf Druck des Militärs, den Einfluss der orthodoxen Imame und der Islamisten eingeschränkt. Die Verbreitung ihrer radikalen Ideen sollte dadurch gestoppt werden. Der türkische Staat ernennt deshalb eigene Imame. Jedoch sind nicht alle Vorbeter aus der Türkei fundamentalistisch oder linientreu. Auch ist ihr Einfluss nicht immer sehr groß.