Einspruch!
Systematische Kontrollen aufgrund dieser "Tatbestandsmerkmale" sind
diskriminierend. Es werden ja gerade nicht alle, egal wie sie aussehen,
kontrolliert und auch nicht nur Ausländer - man kann nämlich eben nicht die
Staatsbürgerschaft einem Menschen ansehen! Es wird also je nach Aussehen
entschieden, ob jemand seinen Ausweis dabei haben "sollte oder müsste". Pech
für die paar Deutschen, die offensichtlich ausländische Elternteile haben
oder fremder Herkunft sind oder einfach undeutsch aussehen. Besonderes Pech,
wenn sie in einer Stadt im Grenzgebiet wohnen, am Hauptbahnhof umsteigen,
auf Autobahnen fahren oder eben mit dem Zug...
Nicht gerade toll, von der Polizei aus der Masse ausgewählt zu werden, wegen
"verdächtigen Aussehens". Und gerade das ist Diskriminierung.
>
Artikel 3 Absatz 3 Grundgesetz:
Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse,
seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner
religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt
werden.
>
Daher sollten eigentlich alle Menschen - im Zug oder auf der Strasse oder
sonstwo - kontrolliert werden, oder zumindest müsste klar sein, welche
(rechtsstaatlich akzeptablen) Merkmale zu Kontrollen führen (Fremdsprachen,
Gepäck, Tageszeiten,...). In Wahrheit wird ja nicht verdachtsunabhängig
kontrolliert, sondern die BGS-Beamten sollen bei dem Verdacht, dass jemand
Ausländer sein könne, die Papiere und Einreise überprüfen. Und den Verdacht
"Ausländer zu sein" schöpfen diese leider eben regelmässig aufgrund
rassischer Merkmale.
Der Unterschied zu Grenzkontrollen ist doch wichtig: Dort werden alle
kontrolliert, und es ist auch allen klar, warum kontrolliert wird. Dahingegen
erscheinen diese verdachtsunabhängigen BGS-Kontrollen als willkürlich.
Und dass der Kontrolldruck durch Schengen geringer wurde, denke ich
nicht; er wurde halt verlagert. Der Personalentwicklung des BGS nach
Schengen 1990 hätte eher ein wachsender Kontrolldruck entsprochen...
Hier ist das Polizeigesetz NRW, § 12
http://www.lfd.nrw.de/fachbereich/fach_3_2_29.htmlSorry, wenn ich hier ewig zitiere, aber das folgende zeigt vielleicht noch
etwas anschaulicher was ich meine,
liebe Grüsse,
eishennig
Cem Özdemir:
>
Ich bin beispielsweise der Meinung, daß wir in Deutschland ganz dringend
neben einer Reform des Staatsangehörigkeitsrechtes auch bestimmte
Schutzbestimmungen in Gesetzen benötigen, die auf amerikanischen Erfahrungen
beruhen. In den sechziger Jahren hat man dort gemerkt, daß es die
Äußerlichkeiten sind, die zur Diskriminierung geradezu einladen. Hier steht
jemand, der nun wirklich weiß, wovon er spricht. Wenn ich im Zug sitze und
in Bundesgrenzschutzkontrollen gerate und als einziger kontrolliert werde,
obwohl ich nicht alleine im Zug sitze, und ausschließlich deshalb
kontrolliert werde, weil meine Haarfarbe anders ist. Wenn ich die Beamten
schon aus der Ferne nahen sehe, bemühe ich mich, es ihnen so schwer wie
möglich zu machen, weil ich weiß, daß ich offensichtlich dazu einlade,
kontrolliert zu werden. Ich ziehe meine Schuhe wieder an - es ist eine
anatolische Angewohnheit, mir bei jeder Gelegenheit die Schuhe auszuziehen -
richte meinen Sitz auf, weil ich denke, das macht man hier so, auch wenn man
um 11 Uhr abends im Zug sitzt, lege meine türkische Tageszeitung weg und
hole meine FAZ hervor, damit ich möglichst seriös wirke. Es hilft nichts.
Ich werde trotzdem kontrolliert. Leute sitzen vor mir und werfen Obst umher,
aber keiner von ihnen wird kontrolliert.
http://www.h-quandt-stiftung.de/root/index.php?lang=de&page_id=227>
>
Aber wie sieht denn die einheimische Bevölkerung aus? Wie Kohl oder Waigel
oder wie Stoiber und Heino? Daß dies in Deutschland nicht so eindeutig klar
ist, mußte der etwas dunkelhäutige, schwarzhaarige CDU-Bundestagsabgeordnete
und jetzige Europa-Abgeordnete Peter Kittelmann auf dem Frankfurter
Flughafen lernen, als er, zurückgekehrt von einer Auslandsreise, nach der
Landung bei der Paßkontrolle von Bundesgrenzschützern mit den Worten aus der
Reihe gewinkt wurde: "Du zeigen Paß! Wo du kommen her?" Und der Berliner
Kultur-Senator Peter Radunski, eher Özal als Stoiber ähnlich, wurde in
Ankara von einem türkischen Polizisten mit einem Fußtritt aus einer
deutschen Delegation entfernt, weil man ihn für einen Türken hielt, der sich
unerlaubterweise eingeschlichen hatte.
http://www.uni-marburg.de/dir/GRUPPEN/interku/ejgr_polizei.html>