Hallo Spiderman,
erstmnal vielen Dank für Deine ausführliche Stellungnahme und die Anregungen.
Mir geht es auch nicht in erster Linie darum, irgendwelche "bösen Beamten" anzuschwärzen, ich bin nur halt nicht ganz Deiner Meinung, dass jeder Mitarbeiter der
ABH oder des AA sich an seine Vorgaben hält und versucht dein Möglichstes zu tun. Zumindest ist das in unserem Fall und in einigen anderen mir bekannten Fällen nicht passiert. Und ich finde, genau da liegt das Problem. Es wird einfach alles pauschalisiert.
Unser Visum wurde nach 6 Wochen abgelehnt, kein Gespräch, weder auf der Botschaft noch bei der zuständigen
ABH, keine zusätzlichen Unterlagen einreichen.
Du sagst, jeder kann Fehler machen, natürlich, aber dann erwarte ich auch, daß man die Fehler korrigiert und nicht alles bis ins Absurde weiterspinnt, nur um auf seinem Standpunkt zu bleiben.
Ich wurde 4 Monate nachdem das Visum abgelehnt wurde und wir Klage eingereicht hatten schwanger. Wir waren der Meinung jetzt sei wohl klar, dass es keine Scheinehe ist und auch der Richter am Verwaltungsgericht schien der Ansicht zu sein, zumindest versuchte er das AA zu einer außergerichtlichen Einigung zu bewegen. Aber nichts, erst wurde behauptet, vielleicht sei ich ja gar nicht schwanger, die Bestätigung vom Arzt könnte ich ja im Computer selbst erstellen (
Auch einen Mutterpass könnte ich ja problemlos bekommen, wenn ich einen Arzt gut kennen würde. Als dann im 4.Monat langsam nicht mehr zu leugnen war, dass ich wirklich schwanger bin,wurde behauptet, mein Mann könne gar nicht der Vater sein, da ich zum Zeugungszeitpunkt gar nicht in Tunesien war. Lang und breit haben wir dann anhand von Flugtickets (genauer gesagt Bordkartenabschnitte, denn eine Flugbuchung heisst ja auch noch nicht, dass ich TATSÄCHLICH ins Flugzeug gestiegen bin) und von einer Schwangerschaftsscheibe des Arztes dargelegen können, dass ich sehr wohl zu diesem Zeitpunkt bei meinem Mann war.
Ich weiss nicht, ob Du Dir vorstellen kannst wie demütigend und nervenaufreibend das alles war und ich bin absolut nicht der Meinung, dass hier auf Seiten der Ämter das Möglichste getan wurde.
Ich bin auch nicht der Meinung, dass man nur einer bestimmten Stelle, also nur der
ABH oder der Botschaft die Schuld daran geben kann. Ich kann das bei diesen verwaltungsinternen Abläufen nicht beurteilen, habe aber das Gefühl, jeder war froh, die Akte vom Tisch zu haben.
Und ich kann ehrlich gesagt auch diese ganzen Entschuldigungen seitens des auswärtigen Amtes nicht mehr hören a la "wenn Sie wüßten was wir hier jeden Tag zu sehen bekommen" und "Sie glauben gar nicht was wir alles zu tun haben und nicht genug Personal". Das ist alles nicht mein Problem. Ich glaube gern, dass 6 von 10 Ehen Scheinehen sind, ich habe selbst in den Jahren in Tunesien so Einiges mitbekommen, aber es gibt eben immer noch die 4 Ehen die es NICHT sind. Und ich bin der Meinung, dass es die Pflicht eines jeden Beamten ist herauszufinden zu welcher Sorte die jeweilige Ehe gehört. Das ist sein Job. Ich muß meinen Job auch ordentlich erledigen sonst hat das Konsequenzen. Ich weiß allerdings nicht wie das gehen soll, wenn man nicht ein einziges Mal mit den Beteiligten spricht und in alle Fakten die negative Seite hineininterpretiert ( 4 Jahre Wohnsitz in Tunesien und eine Aufenthaltsgenhmigung dort heisst nicht dass ich auch mit meinem Mann zusammengelebt habe, genauso wenig wie gemeinsame Mietverträge bedeuten, dass wir tatsächlich in einer Wohnung leben, 13 Zeugenaussagen von unterschiedlichen(deutschen) Personen (Familie, Arbeitgeber, Vermieter, Freunde)können auch gekauft oder überredet sein. Wenn man natürlich so darangeht, besteht gegenüber jeder Ehe mit einem Bürger aus einem wirtschaftlich schwächeren Land der Verdacht auf Scheinehe.Lt. AA möchte mein Mann unbedingt seine wirtschaftliche Lage verbessern und deshalb nach D-land kommen. Dass er mit einem Einkommen von 1.500€ monatlich inTunesien zu den absoluten Spitzenverdienern zählt, interessiert auch niemanden. Den Lebensstandard den wir dort hatten, werden wir in D-land nie haben können.
Woarauf ich hinaus möchte, ist eigentlich nur zu erreichen, dass nicht so viele andere Paare diese Hölle ebenfalls durchmachen müssen, denn eines kann ich garantieren, das ist eine echte Belastungsprobe für die Beziehung. Frust, Enttäuschung, Hoffnung, Resignation -das haben wir alles zur Genüge erlebt. Mein Mann hat mehr als nur einmal gesagt, er habe keinen Bock mehr, er will nicht mehr nach Deutschland, entweder wir leben hier in Tunesien zusammen oder eben nicht. Das war natürlich in 1.Linie der Trotz und der verletzte Stolz, aber es ist auch ein verdammt mieses Gefühl so unerwünscht zu sein und sich irgendwelche Straftaten unterstellen zu lassen. Ich habe mich in vielen Momenten richtig für mein Land geschämt.
Ich würde gern die Mitarbeiter(innen) der Behörden dahingehend sensibilisieren, dass es nicht einfach nur um Namen auf einer Akte oder Statistiken wie 6 von 10 geht, sondern dass dahinter echte Menschen mit echten Schicksalen und Gefühlen stehen, die ein Recht auf eine faire Beurteilung haben. Wer dazu nicht in der Lage ist und sich überfordert fühlt, sollte den Job wechseln.
Ich möchte allerdings auch nicht unerwähnt lassen, dass es zum Glück auch Beamte gibt, die ihre Arbeit sehr gründlich und gut machen, es sind leider nur viel zu wenige.
In diesem Sinne, Ende des Romans!!
Viele Grüsse MARA