Ich wollte einfach nur eine allgemeine Frage stellen. Ich lese fast täglich Geschichten von Menschen, die abgeschoben wurden, obwohl sie gut integriert waren. Gemeint sind Personen, die eigentlich die Voraussetzungen für einen Aufenthaltstitel nach §25a oder §25b erfüllen, oder für die Chancen-Aufenthaltserlaubnis – oder im schlimmsten Fall zumindest eine Ausbildungs- oder Beschäftigungsduldung hätten bekommen können.

Aber warum und wie passiert das? Wie kommt es, dass sie keinen entsprechenden Aufenthaltstitel erhalten konnten?

Ich frage, weil ich mir oft Sorgen um meinen eigenen Aufenthaltstitel mache (subsidiärer Schutz) und Angst habe, ihn eines Tages zu verlieren.

Es passiert auch oft, dass Betroffene nicht zu einer professionellen Beratungsstelle gehen, sondern sich von Landsleuten "Tipps" geben lassen.

Die Berichterstattung der Lokalpresse ist oft unvollständig. Die "gute Integration" wird berichtet, aber eventuelle negative Punkte (die die Ausländerbehörde weiß, aber nicht sagen darf) fehlt dann.

Wir hatten hier (Nähe Kiel) gerade die Absachiebgung eines abgelehnten Asylbewerbers, der in Ausbildung bei einem Handwerksbetrieb war. Nach der Abschiebung wissen wir, dass er keine Ausbildungsduldung hatten, weil er sie nicht beantragt hatte. Er dachte, die gibt es automatisch. Die Ausländerbehörde wusste nicht, dass er in Ausbildung war.

Oft ist es komplizierter als der Zeitungsartikel vermuten lässt.

Nein, nach den Balkan-Kriegen wurde nicht die Mehrheit der Flüchtlinge abgeschoben. Viele hatten sich an (anderes) Aufenthaltsrecht erarbeitet. Andere wanderten in andere Länder (Kanada, Australien) weiter. Andere fügten sich dem Druck und reisten "freiwillig" zurück.

Abgeschoben wurde nur eine Minderheit, alles andere wäre für Deutschland auch viel zu teuer gewesen.

In die USA wird auch abgeschoben. Was lernen wir daraus?