Naja im Iran ist Analphabet sein gleichbedeutend mit nie zur Schule gegangen. Bspw. mein Großvater mütterlicherseits, Geburtsjahr 1916, galt als Analphabet, trotzdem konnte er lesen und schreiben.
Aber wie gesagt... Ein Großteil der Menschheit verwendet kein lateinisches Alphabet. Also müssen auch viele so oder so ein neues Alphabet lernen.
Ich erinnere mich noch wo ich mit 14 Jahren ein arabisch Lehrbuch genommen habe und innerhalb von zwei Wochen das arabische Schriftsystem gelernt habe. Ein persisches Lehrbuch hatte ich nicht zur Hand. Aber da hatte ich natürlich persönliche Motivation.
An meinem Gymnasium in Leipzig wurde Russisch als Zweite Fremdsprache gelehrt (nach der Wende, mein Abi hab ich regulär mit 18 in 2005 gemacht). Da mussten die Schüler auch glaub 3 Monate sich hinsetzen und das russische Schriftsystem lernen, bevor die die eigentliche Sprache gelernt wurde.
Natürlich sind meine Beispiele nicht dazu da, zu sagen, hey du schaffst das in zwei Wochen. Wir waren alle jünger, und haben damals schneller gelernt. Und jemand der in die Schule gegangen ist, hat einen Vorteil ggü. Jemanden der keine Schule besucht hat. Pro Monat Schulbesuch wird der IQ um 0,3 Punkte gesteigert. Zudem wird die Konzentrationsfähigkeit erhöht, bspw. in der Grundschule schaffen wir nur 3-5 Unterrichtsstunden täglich. Und die Zeiten werden kontinuierlich gesteigert. In der 8ten Klasse wurde ich Mittwochs mit 10 Unterrichtsstunden gefoltert.
Also wenn jemand kommt, und mir erklärt, dass er keine Schule von innen gesehen hat und darum Lernschwierigkeiten hat, dann tue ich es nicht als Faulheit oder Ausrede ab. Mein Großvater mütterlicherseits musste nach dem Tod seines Vaters als Kind die Familie versorgen.
Aber es ist auch keine vollständige "Entschuldigung", dafür dass die Person keinerlei Schritte unternehmen soll.
Die Härtefallregelung besagt 1 Jahr ernsthafte Bemühungen. Und das schließt afaik eine Alphabetisierung mit ein.