pino schrieb am 14.03.2015 um 10:31:55:Wenn ich mir die Geschichten hier so durchlese, kommt es mir so vor, als ob man da bei Chinesen mehr Nachsicht hat als z.B. bei Afrikanern, die ja auch ihre Identität "vergessen" könnten, oder täuscht da mein Eindruck?
nein, das hat nichts mit "Nachsicht" zu tun (und schützt auch chinesische Staatsangehörige ggf. nicht vor Strafverfahren). Der Unterschied ist der: China hat ein zuverlässiges Urkundswesen und wer nicht in den entsprechenden Registern steht, der gehört halt nicht dazu (würde Deutschland in vergleichbaren Fällen nicht anders machen). In vielen afrikanischen Ländern sind Urkunden dagegen eher ein Formalismus. Daher werden "Afrikaner" ggf. mit Stimmanalysen und Botschaftsvorführungen einem bestimmten afrikanischen Land zugeordnet und die
AV dieses Landes stellt dann aufgrund von Sprache, Aussehen etc. Rückreisepapiere aus, wobei die darin angegebenen Identitätsdaten nicht selten auf Zuruf des Ausländers oder der Behörde eingetragen werden.
pino schrieb am 14.03.2015 um 10:31:55:Und was würde in so einem Fall auf dem Ausländeramt passieren? Würde sie einfach wieder weggeschickt, oder würde sie etwa wieder eine neue Duldung bekommen? Nutzt es überhaupt, wenn ihr Freund da mitkommt um zu sagen, dass er sie ein Paar sind und er sie in Zukunft heiraten möchte?
da wohl keine für eine Abschiebung erforderlichen Papiere vorliegen und auch wahrscheinlich nicht absehbar erhalten werden können, muss die
ABH wieder dulden - was soll sie denn sonst tun? Einfach wegschicken darf sie nicht. Eine geplante Heirat spielt für die erneute Duldung überhaupt keine Rolle. Aber wenn die
ABH von einer geplanten Heirat hört, dann wird sie natürlich wissen, dass für eine Heirat ein Pass und weitere Dokumente aus China nötig sind. Die Behörde wird dann also davon ausgehen, dass da bald etwas vorliegt, was eine Abschiebung ermöglichen würde.
pino schrieb am 14.03.2015 um 10:31:55:Sie hatte auch mal eine Art Verhör von einem chinesischen "Polizisten", dem sie ihre Adresse geben musste. Name und Geburtsdatum davon waren richtig, aber die Adresse, die sie ihm gegeben hat, war falsch.
schwer einzuschätzen, ob das zu etwas führen würde. Nach meiner Erinnerung haben die Chinesen schlichtweg keine Lust auf Rücknahme ihrer illegal in D lebenden Landsleute. Aber das kann im Einzelfall auch wieder anders aussehen.
pino schrieb am 14.03.2015 um 10:31:55:Da es ihrem Freund in dieser Situation mulmig ist mit ihr zur Ausländerbehörde zu gehen bzw. sie alleine gehen zu lassen, wäre es toll, hier noch ein paar Einschätzungen zu bekommen.
Was willst Du denn hören? Jede Sekunde, die sich derzeit in D aufhält, ist eine Straftat. Das lässt sich nur mit dem Gang zur
ABH und nur für die Zukunft regeln. Eine Abschiebung erscheint jedenfalls kurzfristig nicht möglich, also wird sie erstmal wieder eine Duldung kriegen (vielleicht für 2 Wochen, vielleicht für 4, vielleicht auch etwas länger). Und so wird das immer weiter gehen, bis sich etwas Fundamentales ändert.
Bzgl. Heirat: Heirat erfordert zuvor eine Einschaltung des Standesamtes und dort die Vorlage eines Passes (und noch ein paar weitere Dokumente). Bei einem ausländischen Pass wird das Standesamt ggf. wissen wollen, wie der ausländerrechtliche Status aussieht (AE/Duldung...) - wenn dann in einer Duldung Namensabweichungen vorliegen oder ein Hinweis auf "Passlosigkeit" dann wird das Standesamt den Pass voraussichtlich einziehen und die
ABH kontaktieren. Das wird also im Normalfall nicht funktionieren. (Ich hatte ein paar Fälle begleitet, in denen die Heirat unter solchen Umständen doch geklappt hat (Stichwort: Beitrittserklärung), aber das geht eigentlich nur mit professioneller Unterstützung, mit nervenstarken und geschickten Verlobten und einem noch immer gültigen (alten) Reisepass, der noch in China ausgestellt wurde - ist also eine echte Rarität).
Realistisch ist daher: A1-Test ablegen, Pass beschaffen (und Heiratsdokumente), freiwillige Ausreise mit
GÜB und dann Heirat/Visum bzw. Visum/Heirat.