Hi AstA,
deine Frage ist durchaus nicht böse und ich glaube, dass fast alle Mitarbeiter von Ausländerbehörden schon ihre Gewissenskonflikte hatten.
Aber:
Wenn das geltende Recht nicht Grundlage des behördlichen Handelns ist, herrscht Willkür.
Wozu streiten sich gewählte Parlamentarier jahrelang über ein Zuwanderungsgesetz, wenn die Behördenmitarbeiter danach handeln, wie es ihrem eigenen Gerechtigkeitsempfinden ("gesundes Volksempfinden" ) entspricht?
Dir wäre es doch auch nicht recht, wenn die Behörden in Bereichen die dir wichtig sind, die Augen zudrücken.
Für das Herbeiführen von Veränderungen gibt es im demokratischen Rechtsstaat die Politik mit allen Akteuren, die bei uns so dazu gehören, z.B. Parteien, Interessenverbände, Bürgerinitiativen, Kirchen, Gewerkschaften, Medien (Sabine Christiansen als Ersatzparlament) etc.
Für die Rechtskontrolle der Behörden gibt es die Gerichte.
Die tägliche Praxis in einer Ausländerbehörde zeigt, dass es bereits genügend Unterstützer und Berater gibt, die häufig aus innerer Überzeugung heraus versuchen, Betroffenen mit oft fragwürdigen Tipps und Tricks dabei zu helfen, die geltende Rechtslage zu umgehen.
Ich erlebe es häufig, dass Ausländer in der Ausländerbehörde über legale Möglichkeiten qualifiziert beraten werden, aber dann doch anders handeln, weil ein anderer Weg bequemer erscheint.
Bei der Jobsuche sollte man sich allerdings sorgfältig überlegen, ob man persönlich mit den Zielen und Aktivitäten des Arbeitgebers klar kommt, oder eben nicht. Dies gilt nicht nur für Behörden als Arbeitgeber sondern auch für kirchliche Institutionen, Biotechfirmen, Energieversorgungsunternehmen, Rüstungsproduzenten etc..
Und man muss in vielen Berufen eine gewisse professionelle Distanz entwickeln, ohne dabei unmenschlich zu werden. Dies gilt gerade auch für Sozialpädagogen und Mitarbeiter in Ausländerbehörden.
Ich wünsche dir, dass du den richtigen Job für dich findest. Vielleicht machst du mal ein Praktikum bei einer
ABH?