Hallo ihr Lieben,

Ich wende mich nun an euch, weil ich einige Fragen habe und selbst nicht mehr wirklich durchblicke...

Also ich selbst bin Deutsche, mein Freund ist Asylbewerber aus Afghanistan und seit fast 3 Jahren in Deutschland.
Jetzt hatte er im Dezember seinen Gerichtstermin, leider mit negativem Ausgang, Sie hätten ihm nicht geglaubt.
Natürlich wollen wir in Berufung gehen obwohl ich mir damit auch keine großen Chancen ausmale.
Wir haben eine kleine Tochter zusammen(jetzt 3 Monate alt) auch da gab es schon Schwierigkeiten. Das zuständige Standesamt sagte das wir keine Vaterschaftsanerkennung machen können weil keine Papiere vorliegen und selbst wenn Papiere da wären könnte man die Identität nicht nachweisen.
Stimmt das so? Wir müssen doch irgendwie die Vaterschaft anerkennen lassen können.
Es lief gerade alles ein bisschen besser, mein Freund hat endlich eine arbeitserlaubnis erhalten so das ich zu Hause bei unserer Tochter bleiben kann, und jetzt so was.
Welche Möglichkeiten haben wir noch das er nicht in die Duldung rutscht oder gar ausgewiesen wird :o?

Ich freue mich auf eure Antworten

Liebe grüße

Worum ging es denn in der Gerichtsverhandlung?
Ist das Kind den Behörden bekannt?
Was für Dokumente hat er denn überhaupt in der Hand?
Kann er seinen Pass besorgen?

Guten Morgen. Erst mal danke für die Antwort.

Also er hatte einen Brief gekriegt das er innerhalb 30 Tage Deutschland verlassen soll, daraufhin waren wir bei einem Anwalt der Klage gegen diesen Brief erhoben hat.
Naja saß Kind ist nicht offiziell bekannt gemacht worden, es wurde nur bei Gericht gesehen.
An Dokumenten hat er nur eine Kopie seiner Tazkira (Identitätsnachweis in Afghanistan), wo sich sein pass befindet weiß er nicht genau.

Weiß der Anwalt überhaupt, dass ihr ein gemeinsames Kind habt?

Also er sollte seinen Pass besorgen. Den braucht er so oder so für einen legalen Aufenthalt in Zukunft. Hierbei hilft ihm die Botschaft bzw. das Konsulat.

Wenn er seinen Pass hat, geht ihr damit zum (deutschen) Notar und macht dort die Vaterschaftsanerkennung.

Bist du Deutsche? Also ist euer Kind deutsch?

Ja der Anwalt weiß das wir ein gemeinsames kind haben.
Ja ich bin Deutsche somit unser Kind auch.

Hat der Anwalt das Kind bei der Gerichtsverhandlung geltend gemacht?

Also offen gesagt:
Das Kind darf nicht vom Vater getrennt werden. Sobald es also amtlich ist, dass er der Vater ist, dann kann er nur noch aufgrund schwerer Straftaten ausgewiesen werden.

Darum solltet ihr an der Passbeschaffung mitwirken und die Vaterschaft klären bzw. du sie anerkennen.

Ist euer Anwalt nicht darauf gekommen?
Was sind eure nächsten Schritte?

Also ich habe schob während der Schwangerschaft die ganze Zeit nach einem weg gesucht das er die vaterschaft anerkennen kann, leider kenn ich mich nich Sooo gut aus.
Das was du geschrieben hast klingt nach einer guten Lösung. Wie lange dauert denn so eine passbeschaffung?

Nein unser Anwalt kam leider nicht auf die Idee, er hat sich da wahrscheinlich auch wenig Gedanken zu gemacht >:(

Wichtig ist, dass jetzt keine Fakten geschaffen werden, indem er abgeschoben wird. Also weiterhin den Anwalt vorschicken und den Rechtsweg einschlagen, mit dem Ziel Zeit zu gewinnen.

ich weiss nicht wir schnell Afghanistan ist oder ob die z.B. auch notfall pässe ausstellen. Dann hätte er sofort einen Pass.

mit dem Notar hat den Vorteil, dass der Notar nicht nen Pass einzieht.

sobald die Vaterschaft anerkannt ist, muss man vor Gericht nur noch die Geburtsurkunde mit ihm als Vater vorlegen und auf das Kindeswohl pochen. Bzw. Kann man das schon vorher bei der ausländerbehörde, falls die aber unkooperativ sind, dann vor Gericht ziehen...

Das hört sich doch mal nach einer Lösung an.
Vielen dank!!!!
Ich werde mich gleich mal dran machen irgendwie den Pass zu besorgen.

In der Verhandlung beim Verwaltungsgericht, die die Themenstarterin beschreibt (Dezember), hat es kaum Sinn, über ein Kind oder anderes zu diskutieren. Die Klage richtet sich gegen einen Bescheid des BAMF, und nur das ist Thema der Verhandlung. Alles andere kann man anführen, aber dafür ist Richterin / Richter nicht zuständig.

Das Kind ist eine aufenthaltsrechtliche Frage, zuständig ist die örtliche Ausländerbehörde. Diese ist am Gerichtsverfahren (Kläger gegen Deutschland / BAMF) überhaupt nicht beteiligt und auch nicht informiert.

Tatsächlich ist eine "Berufung" m.E. aussichtslos, da gibt es eine Chance im Promille-Bereich. Die Aufforderung, Deutschland in 30 Tagen zu verlassen, wird "vom Computer" verschickt. Der Anwalt muss ein anderes Verfahren wegen des Kindes starten, sich dabei an die Ausländerbehörde wenden.

Vaterschaftsanerkennung ohne Pass kann man beim Notar jederzeit machen, kostet nur ein paar Euro.

Ok also könnten wir beim Notar einen Termin ausmachen und dort auch ohne seinen pass die vaterschaft anerkennen lassen?
Und wenn das alles klappen würde, bekommt er dann ein Aufenthaltsrecht?

Wart ihr wegen der Vaterschaftsanerkennung auch beim Jugendamt oder nur beim Standesamt? Ich kenne auch andere Fälle, wo ohne Pass und nur mit Duldung eine Vaterschaftsanerkennung + Sorgerechtserklärung beim Jugendamt möglich war.

Dann hat die Person einen Antrag auf AE gestellt. Die ABH hat positiv geprüft und dann der Person eine Bescheinigung für die Botschaft mitgegeben (dass er eine AE in Deutschland nach Vorlage eines Passes erhält) und hat daraufhin dann seinen Pass bei der Botschaft des eigenen Landes bekommen.

Ja ich hatte mich auch beim Jugendamt informiert, die Frau hat mir das selbe gesagt, war allerdings auch immer sehr kurz angebunden

Ist im Kästchen auf Seite vier der Duldung ein Kreuz drin ("Die Personalangaben beruhen auf eigenen Angaben[...]")?

Es ist immer das Problem: Wie kann er ohne Pass "seine" Vaterschaftsanerkennung machen? Ohne Pass weiß die zweite Behörde eben nicht, ob es der gleiche Mensch ist, der auch bei der ersten Behörde war. Der Notar muss dazu irgend etwas haben, was die Identität des Vaters mit der Person vor dem Schreibtisch belegt.

Aber es ist möglich, bei allen Diskussionen erst mal die Ausreiseaufforderung aufgeschoben zu bekommen.

Also das einzigste was wir haben ist eine eher schlechte Kopie der Tazkira.
Einen pass hat er nicht und sonst sind auch alle Papiere weg.
Wir wissen nicht was wir machen sollen damit er am besten einen Aufenthaltstitel erhält.

Er muss beim Notar die Vaterschaft anerkennen und einen Antrag auf eine Aufenthaltserlaubnis als Vater eines deutschen Kindes stellen (schriftlich!).

Gleichzeitig muss er einen Nationalpass beantragen.

Erst mal vielen Dank für eure Antworten!

Wie gesagt haben wir an Papieren nur eine Kopie der Tazkira, reicht diese für den Notar denn aus?
Habe heute beim Konsulat angerufen und mich wegen einem Neuantrag für den Pass schlau gemacht.

Der Notar ist doch überhaupt nicht das Problem. Er muss einen Termin vereinbaren und die Vaterschaft anerkennen. Es ist die Frage, was die Behörde damit macht. Dazu brauchst Du aber die Vaterschaftsanerkennung, um das rauszufinden.

Wichtig ist, dass er alles innerhalb der 30 Tage Ausreisefrist erledigt. Er muss also sehr, sehr schnell beginnen.

Naja wir wollten die vaterschaftsanerkennung schon mal bereits vor der Geburt unserer Tochter machen. Das zuständige Standesamt meinte aber, dass selbst wenn wir seinen pass besorgen, zwar der Name eingetragen werden kann, jedoch mit dem Vermerk -> Identität nicht nachweisbar. Somit würde auch keine richtige Geburtsurkunde für unsre Tochter ausgestellt sondern nur ein vorläufiges Schreiben.
Deshalb ist die Sache so kompliziert

Hallo,

das kann Euch doch aber erstmal egal sein.
Der Punkt ist: Hat er die Vaterschaft anerkannt, wie oben beschrieben, ist die Ausreisepflicht / eine Abschiebung o.ä. faktisch vom Tisch und er wird weiter geduldet werden.
Das "vorläufige Schreiben" anstatt der Geburtsurkunde langt dafür.
Danach könnt Ihr in Ruhe auf die amtliche Klärung seiner Identität hinarbeiten und im Nachgang dann Euer Familienstammbuch in Ordnung bringen.

Gruß

Kompliziert ist alles vor allem durch Euer Zögern. Natürlich kannst Du jetzt noch wochenlang überlegen, was bei einer Vaterschaftsanerkennung dann hinterher das Problem sein könnte. Aber es wäre wirklich sinnvoll, wenn er die Vaterschaft anerkennt. Der Notar muss anhand der vorgelegten Papiere eine Formulierung finden, WER jetzt anerkannt hat. Aber die Anerkennung selbst braucht der Vater, sonst geht es nicht weiter.

Was hat der Vater denn von Deutschland an Papieren? Eine Duldung oder eine Aufenthaltsgestattung?

Mit der geht er zum Notar und weil da ein Foto drin ist, kann der Notar dann feststellen, dass der Inhaber von Duldung/Gestattung Nr xy123 die Vaterschaft anerkennt.

Dann ist klar, dass der Vater die Person ist, die die Duldung/Gestattung xy123 innehat. Unklar bleibt nur, ob Name/Geburtsdatum des Vaters stimmen, aber das ist nicht so wichtig, denn durch die biometrischen Daten ist der Inhaber eineindeutig identifiziert.

Im uebrigen frage ich mich, wie er ausreisen koennen soll, wenn er keinen Pass hat.

Natürlich habt ihr Recht, es wird auch nicht besser, wenn wir jetzt noch länger warten, ich möchte nur gern alles richtig machen. Und jede Behörde erzählt irgendwie was anderes. Wir fahren nächste Woche zum Standesamt und versuchen es einfach. Wir haben jetzt auch herausgefunden, wo sich das original der Tazkira befindet, können also wenigstens die vorlegen.

Zur Zeit hat er noch eine Aufenthaltsgestattung, die alle 3 Monate erneuert werden muss. Da die Gerichtsverhandlung jetzt negativ verlaufen ist, wissen wir nicht was jetzt kommt.

Es geht nicht beim Standesamt, das braucht einen Pass. Den Versuch könnt Ihr Euch sparen, damit verzögerst Du nur alles.

Hier wurde jetzt ein Dutzend Mal dazu geraten, MORGEN zu einen NOTAR zu gehen.


Ani141014 schrieb am 22.01.2015 um 21:41:39:

Zur Zeit hat er noch eine Aufenthaltsgestattung, die alle 3 Monate erneuert werden muss. Da die Gerichtsverhandlung jetzt negativ verlaufen ist, wissen wir nicht was jetzt kommt.

Die Aufenthaltsgestattung endet automatisch (egal was draufsteht), wenn das Urteil rechtskräftig ist. Dazu muss es schriftlich kommen und die zwei Wochen Einspruchsfrist vorbei gehen.

Dann hat er kein Aufenthaltsrecht in Deutschland mehr, außer er hat bis dahin mit der Vaterschaftsanerkennung vom Notar in der Hand eine Aufenthaltserlaubnis als Vater (nach § 28 Aufenthaltsrecht) beantragt. Hat er den Antrag gestellt, ist sein Aufenthalt legal, bis entschieden ist. Und dann hat er auch Zeit, sich um einen Pass zu kümmern etc., ohne dass er Probleme bekommt.

Ja wir werden morgen zum Notar gehen.
Wie ist denn ein solcher Antrag zu stellen? Gibt es da irgendwelche vorgefertigten Formulare oder reicht es wenn wir kurz etwas schreiben?

@Reinhard: Sie scheinen sich ja wirklich sehr gut auszukennen, vielen dank für Ihre Hilfe.
Darf ich fragen was Sie arbeiten?

Es gibt Formulare für die AE. Die Benutzung ist allerdings nicht vorgeschrieben, es reicht ein Brief, aus dem hervorgeht, was er will.

"Hiermit beantrage ich eine Aufenthaltserlaubnis. Grund: Ich bin Vater eines deutschen Kindes. Die Vaterschaft habe ich beim Notar Peter Müller anerkannt, das Protokoll füge ich in Kopie bei."

Das reicht.

Damit tritt die "Fiktionswirkung" ein, d.h. der Aufenthalt in Deutschland gilt "fiktiv" als erlaubt, bis die ABH entscheidet. Wenn die Identität nicht klar ist, wird die Ausländerbehörde den Antrag nicht einfach ablehnen, sondern antworten: Wir wollen aber erst den Nationalpass sehen. Ihr gewinnt also durch die "provisorische" Anerkennung Zeit, den Antrag erst mal zu stellen und dann Unterlagen zur Identität nachzureichen. Im Gegensatz zum Standesamt schickt der Notar eine Rechnung, aber dafür hat Ihr was in der Hand und es geht einen Schritt weiter.

Ich selbst arbeite als Journalist und Autor, falls diese zusätzlich Auskunft hilft...
Wichtiger für Dich ist, dass eine Antwort hier öffentlich gegeben wird und von sachkundigen ModeratorInnen oder anderen Nutzern korrigiert oder ergänzt wird, wenn sie nicht stimmt.

Ich habe beim Notar unsere Kleinstadt angerufen, nach langem Hin und her War sie der Auffassung das das nicht in den Aufgabenbereich eines Notars fällt :o. Also werde ich am Montag weitere Notare abklappern, die vielleicht mehr Ahnung haben...

Ich fand es nur interessant zu wissen, was Sie arbeiten, da sie sich anscheinend deutlich besser auskennen als unser toller Anwalt, der kam nicht auf eine solche Idee...

Also ich würde es beim Notar in der nächsten Millionen Metropole versuchen. Dort sollte dann solch eine Vaterschaftsanerkennung nicht so unüblich sein.

Also bis jetzt haben wir nirgendwo Glück, entweder sie machen das angeblich nicht oder man muss einen Termin ausmachen und ewig warten :(

Dann vereinbart HEUTE einen Termin.

Aber jetzt mal wirklich!

Auch wenn der Termin dann nicht mehr im Januar ist, ist es besser als alles weiter zu verschieben.

IMHO:
Am besten bei der Anwaltskammer des Bundeslandes (wo seid ihr denn?) anrufen bzw. online ein Verzeichnis suchen und dann alphabetisch/nach Umkreis 100 oder 200km oder mehr (habt ihr ein Auto?) durchgehen und direct kontaktieren.
Am besten die nächste Grossstadt zuerst durchgehen...+

Ist euer anwalt fähig in Familienrecht? (anscheinend ja nicht, aber okey) und arbeitet evtl. mit einem Notar zusammen den er euch empfehlen kann?

Direkt mit dem Notar sprechen, was ihr genau wollt...Empfang/telefon lehnt gerne erst mal ab wenns komplizierter wird
Bei unserer eidesstattlichen erklärung der Ledigkeit hat sich der Kleinstadtnotar auch erst dummgestellt, aber nach Vorlage eines Beispiels/Musters , also gezeigt dass andere Notare das auch machen, hat er die Formulierung angepasst, und gut war und es ging.

Hartnäckig bleiben +
Ergänzung: Google Suche hat mehrere Notar-Homepages zutage gefördert, die zur Vaterschaftsanerkennung beraten, also sollte das Schon in die Zuständigkeit fallen...