Hallo,
ich bin neu hier und habe mich versucht ein wenig durchzulesen, aber zu meiner Frage nicht direkt etwas gefunden. Bitte entschuldigt, wenn ich dazu etwas übersehen habe.

Mein Freund (Brasilianer) ist als Tourist nach Deutschland eingereist und hat sich nun endgültig entschieden, dass er in Deutschland leben möchte.
Ich habe schon gehört, dass bei einer Einreise mit Touristenvisum allein eine Eheschließung die Möglichkeit für ihn wäre, hier zu bleiben ohne wieder ausreisen zu müssen. Stimmt das so?

Nun wollen wir aus reiner Vernunft nicht gleich heiraten. Wir wohnen schließlich erst kurze Zeit zusammen, daher die Überlegung, was tun, damit wir mehr Zeit bekommen und langfristig etwas überlegen und ausarbeiten können für ihn (z.B. einen Deutschkurs besuchen)?
Ist es eine Möglichkeit nach England auszureisen für ein paar Tage und dort einen Stempel in den Pass zu bekommen, mit dem man dann wieder erneut in Deutschland für 3 Monate einreisen darf? (das habe ich irgendwo mitbekommen...oder die Schweiz?)
Das erstmal das wichtigste...

Und noch eine Sache. Er darf als "Tourist" hier wirklich garkeine Arbeit ausführen auch keinen Minijob oder so, stimmt das? (Sorry, ich verzweifle manchmal einfach an den Gesetzestexten!!!)

Über Antworten wäre ich riesig dankbar. Die Entscheidung eilt nämlich langsam!

Euch allen einen schönen Tag!
Liebe Grüße

Lunat schrieb am 26.01.2010 um 09:25:36:


Guten Morgen Lunat,

das Wesentliche hat Dir schweitzer ja bereits geschrieben. Also nur noch ein paar Ergänzungen.

Normalerweise bentötigen brasilianische Staatsangehörige für einen Kurzaufenthalt (Tourist) kein Visum für die Einreise und den Aufenthalt. Er müsste demnach visumfrei, als sogenannter "Positivstaater" eingereist sein. So darf er sich 90 Tage innerhalb der Schengen-Staaten (nicht EU) aufhalten. Für Deutschland besteht auf Grund eines Sichtvermerksabkommens eine Sonderregelung für bras. Staatsangehörige, wonach auch eine erneute Einreise nach den 90 Tagen möglich sein kann.

Für die erneute Inanspruchnahme eines touristischen Aufenthaltes ist eine Ausreise aus dem Schengen-Gebiet notwendig. (GB wäre möglich, Schweiz ist mittlerweile Schengen-Staat und fällt somit weg).

Jedoch kann bei der Prüfung der Einreisevorraussetzungen ggf. ein Ausweisungsgrund vorliegen. Je nach Sachverhalt kann die Aneinanderanreihung von Kurzaufenthalten einen Ausweisungsgrund darstellen und es könnte eine Zurückweisung im Rahmen des Ermessens erfolgen.

Dies ist insbesondere der Fall, wenn sich jemand länger in Deutschland befindet als in seinem eigentlichen Herkunftsstaat (Verlegung des Lebensmittelpunktes). Daher würde ich mit Sorgfalt prüfen, ob eine sofortige Einreise nach bereits erfolgten dreimonatigen Aufenthalt erforderlich ist.

Gruß
Beppo

Lunat schrieb am 27.01.2010 um 08:51:19:

Nein, eine Regel wie etwa "7 Tage England ist okay, 5 Tage England ist zu wenig" gibt es nicht. Es ist einfach so, dass der Beamte bei der Wiedereinreise nach Deutschland vielleicht ein paar Detailfragen haben wird, wenn er denn genau auf die Stempel schaut.

Und hier muesst ihr gut erklaeren koennen was eure aktuellen Plaene sind. Wenn ihr einfach sagt: Wir haengen halt mal hier in Deutschland ab, damit wir zusammen sein koennen; dann ist das nicht gerade sehr ueberzeugend um einen Kurzaufenthalt anzunehmen. Das klingt dann eher so, als ob ihr nach weiteren 3 Monaten einfach nochmal einen England Trip planen wuerdet.

Wenn aber dein Freund z.B. eine gute Argumentation hat, wie etwa: Ich will jetzt noch 3 Monate einen Deutschkurs machen, denn ich brauche ja A1, danach heiraten wir und ich fliege nach Brasilien um eine FZF zu beantragen, dann waere das z.B. ueberzeugender.

Lunat schrieb am 27.01.2010 um 08:51:19:

Diese Schiene kannst du vergessen. Deutschland laesst Auslaender nur dann einen Sprachkurs in Deutschland machen, wenn sie dafuer einen guten Grund haben und es keinen vergleichbaren Kurs im Heimatland gibt.

Die einzige Moeglichkeit die euch offen steht ist eine Heirat, etwas anderes hat unsere Politik fuer euch nicht vorgesehen.

Fluege nach England sind non-Schengen  und werden  genau so gestempelt  wie ein Flug nach Brasilien. Es gibt also einen Deutschen Ausreisestempel  und spaeter nochmal einen bei der Einreise. Was die Englaender  machen ist voellig schnuppe.

Stefan-TR schrieb am 27.01.2010 um 13:31:18:


Wo steht das eigentlich??


Fehrenbacher, HTK-AuslR / § 16 AufenthG / zu Abs. 5 04/2009 Nr. 1:

Zitat:

ciao lunat...

kannst du mir mal auf meine private mail (tics@gmx.ch) schreiben, damit ich dann deine e-mail-adresse habe... weil ich habe genau (1:1) die gleich situation und kann dir maybe weiterhelfen... bis bald... glg el

hallo lunat...

können wir vielleicht mal kurz miteinander telefonieren...? ich würde die kosten auf mich nehmen und anrufen... oder wohnst du gerade irgendwo in der nähe der CH grenze? bis bald e beijinhos el

*

warum? weil das von mir aus niemand etwas angeht! erst wenn es dich betrifft, weisst du wie das ist... ein riesen krampf... und ich bin halt einfach auch vorsichtiger geworden. sörry! beijos

schweitzers Änderung:

Hallo noch einmal!

Ich wollte diesen Thread noch einmal kurz öffnen um zu erzählen, was aus der Sache geworden ist, und damit dann auch beenden. Ich dachte, das wäre fair und hilfreich für Leute, die dies lesen und über die gleiche Möglichkeit nachdenken.

Noch einmal ganz kurz. Es ging darum, meinem Freund (Brasilianer), der als Tourist in Deutschland (also ohne Visum) eingereist ist, die 90 Tage Aufenthalt darüber zu verlängern, nach England zu reisen (da kein Schengenstaat) und bei der Einreise nach Deutschland einen neuen Stempel in den Pass zu bekommen, mit dem er weitere 90 Tage legal in Deutschland bleiben kann.

Wir haben dieses Vorhaben ausgeführt und es hat nicht ganz so geklappt wie wir es uns gedacht haben. Vorwegnehmen mag ich, dass wir den Stempel zwar haben, aber nur mit jede jede jede Menge Stress und viel verlorenem Geld.

Das Problem haben die Engländer gemacht. Sie haben meinen Freund den Eintritt ins Land verweigert, da sie zunächst meinten, dass seine 90 Tage in Deutschland ja bald ablaufen würden und sie befürchten würden, dass Deutschland ihn nicht mehr ins Land lässt. Denn dann würde er zurück nach England geschickt werden und England müsste ihm dann den Rückflug nach Brasilien bezahlen. Zur Info: In einer Woche liefe sein Aufenthalt hier ab (das war den Engländern wohl zu knapp), wir wollten früher fliegen, aber wegen dem Vulkanausbruch waren uns leider die Hände gebunden und wir mussten den Flug verschieben (dafür hatten die Engländer kein Verständnis).

Es war ein hin und her am Flughafen, sie haben uns ausgefragt wie sonst was. Letztendlich haben sie zu MIR gesagt "herzlich willkommen in England" und mein Freund musste mit der Immigrationsbehörde mitgehen um weiter interviewt zu werden, da sie auch noch Lunte gerochen haben, das wir auf den Stempel hoffen in Deutschland (daher wurde argumentiert, wir würden die Gesetze missbrauchen, also, wenn irgendwer was ähnliches vorhat, erwähnt in keinster Weise den Stempel!!!). Ich durfte nicht mitkommen, und man gab mir keinerlei Infos, was passieren würde. Nach 4 Stunden hat man mich auch noch interviewt und mich ziemlich mies behandelt. Ich muss sagen, dass ich richtig erschüttert war, denn in dem Gespräch sind auf Seiten der Immigrationsbehörde Kommentare gefallen, die an Rassismus grenzen. Egal, was ich gesagt habe (und ich habe ihre Fragen wahrheitsgemäß beantwortet, dass mein Freund bei mir lebt etc. und ich ihn bezahle), und man hat mir ins Gesicht gesagt ich würde lügen.
Letztendlich haben sie mir nach weiterer Warterei einen zettel in die Hand gedrückt mit einer Flugnummer, mit der mein Freund noch am gleichen Abend zurück nach Deutschland geschickt werden sollte. Da ich alle wichtigen Sachen dabei hatte (Geld, Haustürschlüssel etc), waren meinem Freund total die Hände gebunden (er hätte nichtmal einen Zug nach Hause bezahlen können), aber ich durfte ihm nicht mal diese Sachen geben, uns wurde gesagt, das wäre jetzt unser Problem.
Also habe ich mir (natürlich ziemlich teuer) den nächsten Flug zurück nach Deutschland gebucht, war also vor ihm wieder zurück und habe ihn dann abgeholt (jegliche Urlaubspläne, Hotel etc. ist damit natürlich alles verfallen).
In Deutschland habe ich mich bei der Bundespolizei gemeldet und ihnen die Situation geschildert, sie haben über die Engländer auch nur den Kopf geschüttelt. Ich habe da sogar ehrlich die Hoffnung auf den Stempel erwähnt, und auch da hat niemand etwas gegen gesagt.

Ausgegangen ist das ganze so, dass mein Freund nicht mal mehr zur Bundespolizei musste und wie alle anderen Passagiere in Deutschland aus dem Flugzeug stieg, seinen Pass gescannt bekam und tatsächlich ohne weiteres fragen den neuen Stempel bekommen hat!

Es ist zwar gut ausgegangen am Ende, aber ich möchte hier jeden warnen, der das gleiche vorhat. Stellt euch darauf ein, das es auch in England Probleme geben kann und ich kann euch sagen, das war alles nicht sehr angenehm da. Auf keinen Fall das Vorhaben mit dem Stempel durchblicken lassen! Am besten einen Puffer nach hinten haben, was das Ende der 90 Tage betrifft, damit sie nicht skeptisch werden... dann kann es funktionieren.

Ich hoffe, ich konnte das Thema damit nun schließen und hoffe das hilft der Nachwelt.
Wenn ich geschrieben habe "die Engländer" möchte ich mich nicht auf das englische Volk beziehen, sondern in dem Fall eben auf die Verantwortlichen am Flughafen, nicht, dass das hier falsch verstanden wird.

Vielen Dank nochmals für die Infos.
Alles Gute!

Lunat